Ist zwar jetzt schon wieder 2 Wochen her, trotzdem noch ein Bericht von meinen Eindrücken vom München Marathon.
Nachdem meine bisher 4 Starts in Frankfurt trotz der sehr schnellen Strecke teilweise eher zu meinen langsameren Ergebnissen gehören, hab ich mich für dieses Jahr nach einem anderen Herbstmarathon umgeschaut: meine Wahl fiel auf München. So ein Zieleinlauf im Olympia-Stadion hat doch sicher auch was, dachte ich mir.
Also Samstag Nachmittag auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht, Hotel kurz nach 17:00 erreicht und nach dem Einchecken von dort (ca. 20min zu Fuß) bei tiefgrauem Himmel erstmal zum Olympiapark und dort zur Olympiahalle die Startunterlagen abholen. Abholung war innerhalb kürzester Zeit erledigt, keine Schlangen und auch sonst sehr wenig los auf der Marathonmesse. Noch ein wenig umgeschaut (leider keine Nudelparty) und auf dem Rückweg noch kurz den Olympiaberg erklommen.
Am nächsten Morgen beim Blick aus dem Hotelzimmer zwar Sonnenschein, aber auch ein Olympiaturm, der sich zunehmend im Nebel versteckt. Auf dem Weg zum Start verzieht sich der Nebel aber mehr und mehr und die Sonne gewinnt deutlich die Oberhand: bei kühlen Temperaturen somit optimale Laufbedingungen. Die erste Panne aber schon bei der Startaufstellung: eigentlich wollte ich irgendwo zwischen den Zugläufern für 3:30 und 3:45 starten, hab versucht mich dementsprechend in der zweiten Hälfte des Startblocks B einzuordnen. Wie dann aber die Zugläufer in die Startaufstellung kommen, stelle ich fest, daß ich die Startblockmarkierungen wohl irgendwie falsch interpretiert habe (Ende statt Anfang des Blocks!?). Jedenfalls finde ich mich kurz vor dem 4h-Läufer wieder. Mittlerweile ist es natürlich auch viel zu voll um noch deutlich nach vorne zu kommen. Wenigsten komme ich noch innerhalb des zweiten Blockstarts über die Startlinie. Jetzt heißt es sich erstmal ein wenig „freizuschwimmen“ und ein eigenes angenehmes Tempo zu finden. Die Frage ist nur laufen lassen oder sich selbst einbremsen. Letzendlich ist es dann doch eher ein laufen lassen.
Die Stimmung an der Strecke ist gut, ein erstes Highlight dann etwa bei km 5, wo man die Leopoldstraße entlang auf das Siegestor zuläuft, auch wenn man zunächst noch kurz vor dem Tor wieder umkehrt. Weiter geht’s Richtung Englischer Garten. Den 3:45er Zugläufer habe ich schon längst hinter mir gelassen und im Englischen Garten erreiche ich dann auch die 3:30er Gruppe. Gemeinsam geht es durch den Park, die Polizei grüßt zwischendurch hoch zu Roß, insgesamt ein eher ruhiger Streckenabschnitt. Fast ein wenig wie ein Landschaftslauf. Nach überqueren der Isar (etwa km 15,8) geht es dann zunächst mal aufwärts nach Oberföhring. Lasse mich in der Gruppe hinaufziehen und komme dabei auch immer weiter nach vorne.
Irgendwann aber wird es mir dort aber zu eng. Man läuft immer wieder auf langsamere Gruppen auf, auf einer Seite wird die Strecke durch das erhöhte Gleisbett der Straßenbahn eingeengt und so muß man ständig aufpassen, niemandem in die Hacken zu treten und ist immer auf der Suche nach der passenden Lücke. Also entschließe ich mich etwa zur Hälfte der Strecke zur Flucht nach vorne. Zunächst noch zögerlich, da ich mich aber noch sehr gut fühle, gebe ich meine Zurückhaltung auf, vielleicht geht ja was Richtung persönlicher Bestzeit (3:25): wenn nicht heute, wann dann! Der Zuspruch an der Strecke kommt mir zwar etwas dürftig vor, trotzdem laufe ich ab km 25 die nächsten 10km fast wie im Rausch: man holt Läufer um Läufer ein, hat immer wieder jemanden vor sich, an den man sich ransaugen kann. Zeiten von knapp über 4:40 min/km sind die Folge. Aber eines ist klar, das wird sich noch rächen.
Bei km 29 hat man zum zweiten Mal die Isar überquert und läuft am Deutschen Museum vorbei, es geht wieder Richtung Innenstadt. Am Viktualienmarkt auch wieder eine nennenswerte Zuschauergruppe, noch ein paar mehr am Marienplatz, die sich sogar zu einer kleinen La-Ola-Welle animieren lassen. Weiter geht’s auf der Sightseeingtour: Residenz, Feldherrenhalle, Odeonsplatz um dann in das Museumsviertel abzubiegen. Neue Pinakothek, Alte Pinakothek, Glyptothek, Königsplatz. Eine schöne Strecke, aber so langsam fallen die km schwerer. Ein bisschen mehr anfeuernde Zuschauer wären jetzt nicht schlecht. Dies wird erst wieder rund um das Siegestor besser. Die letzten 5km werden dann wie erwartet noch ziemlich hart. Die km-Zeiten steigen über die 5min-Marke. Kurz vor dem Olympiapark überholt mich dann auch die 3:30er Gruppe. Aber was soll’s, bin ja einiges hinter denen gestartet. Dann endlich durch den Marathon-Tunnel (mit Musik und Lichteffekten) der Einlauf ins Olympiastadion, die Stadionrunde kommt mir wie eine kleine Ewigkeit vor. Nach 3:28:55 überquere ich die Ziellinie. Wenigstens noch die „sub 3:30“ ins Ziel gerettet.
Was bleibt an Eindrücken: Eine wie ich finde schöne Strecke mit insbesondere im letzten Drittel vielen Sehenswürdigkeiten (wenn man dann noch ein Auge dafür hat). Zuschauer könnten teilweise etwas mehr sein, aber bisher habe ich noch keinen Lauf erlebt, bei dem es nicht auch „tote“ Abschnitte gibt. Die Architektur des Olympiageländes finde ich immer noch faszinierend, was schon beim Start für eine besondere Stimmung sorgt. Der Zieleinlauf ins asphaltierte Stadion ist weniger spektakulär als erhofft. Die Zielverpflegung allerdings ist sehr gut. Kann man auf alle Fälle mal wieder mitlaufen.